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"Alarmierender" Sachsen-Monitor Mehrheit der Sachsen hält Deutschland für "überfremdet"

Die Umfrage "Sachsen-Monitor" zeigt deutlich die Sorgen und Vorurteile der sächsischen Bevölkerung. Rechte und rassistische Ansichten manifestieren sich. Davon profitiert vor allem die AfD.

Der "Sachsen-Monitor" zeigt erschreckende Ergebnisse: Große Teile der sächsischen Bevölkerung haben rechte und rassistische Einstellungen. 58 Prozent der Befragten gaben an, dass Deutschland aus ihrer Sicht in einem gefährlichen Maß "überfremdet" sei. Das Meinungsforschungsinstitut dimap stellte die Studie am Dienstag in Dresden vor. Aus einer weiteren Umfrage geht außerdem hervor, dass mittlerweile ein Viertel der Wähler in Sachsen für die AfD stimmen würden. 

"Sachsen-Monitor" zeigt Vorbehalte gegen Muslime

Für den ersten "Sachsen-Monitor" wurden im Auftrag der Dresdener Staatskanzlei vom 8. August bis 4. September mehr als tausend Bürger befragt. Die Angst vor "Überfremdung" ist demnach im Freistaat deutlich ausgeprägter als im Bundesdurchschnitt. In einer am Dienstag veröffentlichten bundesweiten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung meinten 18 Prozent, Deutschland sei in gefährlichem Maß überfremdet, 13 Prozent stimmten dem teilweise zu.

Besonders bedenklich ist in Sachsen demnach das Ausmaß der Ressentiments gegenüber Muslimen. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) glauben, hier lebende Muslime akzeptierten die Werte in Deutschland nicht. 39 Prozent meinen sogar, dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte.

Junge Erwachsene sind besonders fremdenfeindlich

Diejenigen mit besonders hohen und ausgeprägten Ressentiments machten dem "Sachsen-Monitor" zufolge 14 Prozent aus. Die Mehrheit teile allerdings keine harten fremdenfeindlichen Einstellungen.

Auffallend ist der Studie zufolge, dass die 18- bis 29-jährigen Sachsen unkritischer gegenüber dem Nationalsozialismus eingestellt seien und auch ein Engagement zum Schutz der Demokratie im Schnitt als weniger wichtig erachteten. Zudem teilten sie in hohem Maß etliche Ressentiments. Gleichzeitig sei aber auch die Ablehnung menschenfeindlicher Einstellungen in dieser Altersgruppe "überproportional ausgeprägt".

Unterstützung für die AfD steigt

Der zum "Sachsen-Monitor" gebildete Beirat mit Vertretern des öffentlichen Lebens sprach von "alarmierenden" Ergebnissen. Sachsen habe "ein Problem mit extrem rechtem Denken und mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit", hieß es in einer Stellungnahme.

Parallel zum "Sachsen-Monitor" veröffentlichte das Institut Infratest dimap eine neue Wahlumfrage. Danach kommt die AfD in ihrem Stammland Sachsen, wo sie 2014 erstmals in einen Landtag einzog, derzeit auf 25 Prozent. Sie wäre damit zweitstärkste Kraft hinter der CDU. Auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt liegt die AfD nach der im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) erstellten Erhebung derzeit bei mehr als 20 Prozent.

Schlechte Werte für etablierte Parteien

Wenn in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Sonntag neue Landtage gewählt würden, ginge die CDU in allen drei Ländern zwar als Sieger aus den Abstimmungen hervor. Trotzdem würde es für die derzeit in Sachsen regierende CDU/SPD-Koalition und auch für Rot-Rot-Grün in Thüringen voraussichtlich nicht mehr reichen.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sieht die schlechten Umfragewerte für Schwarz-Rot im Freistaat als "deutliches Signal". "Die AfD sammelt alles das, was an Unzufriedenheit ist, zusammen", sagte er im MDR. Sachsens Vizeregierungschef Martin Dulig (SPD) sprach von einem "Weckruf". Es sei "Vertrauen verloren gegangen", sagte er dem Sender.

AfD-Chefin Frauke Petry sieht Rückenwind für ihre Partei auch mit Blick auf die Bundestagswahl 2017. "Mit der AfD muss man zukünftig rechnen", erklärte sie.

fri AFP

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